"the trip" - die Reise

Widmung

Liebe Eltern,
ich widme Euch beiden diese Seite und möchte mich auf diesem Weg symbolisch für alle tollen Reisen bedanken, die wir zusammen erlebt haben.
Euer Sohn Till




Im Juli 2007 haben wir mit den ersten Vorbereitungen der Reise begonnen. Wir haben in Berlin eine Visa- und Konsularagentur beauftragt. Somit blieb uns erspart selber nach Brüssel zu fahren um die Visas für Niger zu erhalten. Noch in Berlin packten wir das Dachzelt auf das Auto, sortierten ein wenig Werkzeug und unser Campingbedarf zusammen.
Die ursprüngliche Reise war über Italien - Tunesien - Algerien - Niger - Tschad geplant. Wir hatten bereits 1983/84 eine ähnliche Reise mit einem Mercedes Benz W123 gemacht. Zu dieser Zeit lebten wir in Enugu/Nigeria. Dieses mal sollte es aber in das Nachbarland Tschad gehen.
Mein Vater kaufte vor seiner Abreise noch einen Toyota Landcruiser.

Technische Daten des Fahrzeugs:

  • Hersteller: Toyota
  • Modell: Landcruiser
  • Motor: 3,0l Turbodiesel
  • Baujahr: 2000
  • Dachaufbau: Gepäckträger mit 4 Reservekanistern (die nie benötigt wurden) und Dachzelt
  • Innenausbau: doppelter Boden im Kofferraum für das zweite Reserverad




  • Das Dachzelt hat gegenüber einem normalen Zelt den Vorteil, dass es sich schnell aufbauen läßt. Zudem bietet es eine glatte Unterlage aus Holz auf der eine Schaumstoffmatratze liegt. Früh morgens hat man kein verbogenes Kreuz und kann frisch und munter losfahren.
    Meine Eltern machten sich auf den Weg in den Tschad um ihre dreijährige Entwicklungshelfertätigkeit aufzunehmen. Ich fuhr mit dem Toyota nach Sindelfingen. Hier konnte ich mich noch um einige Dinge für die Reise kümmern. Unter anderem ist es für Algerien Vorschrift einen zweiten Ersatzreifen zu haben. Bei eBay erstand ich dann 4 Felge und einen Reifen für recht schmales Geld. Wir buchten die Fähre von Palermo nach Tunis, reservierten Hotels und versuchten so viel wie möglich vorzubereiten. Impfungen benötigte ich keine, da meine letzte Afrikareise erst zwei Jahre zurück lag.
    Die Zeit verstrich immer schneller und dann erreichte uns Anfang Dezember die Info, dass wir kein Transitvisum für Algerien bekommen würden. In der Zwischenzeit waren unsere Pässe bei der Niger-Botschaft in Brüssel und mein Pass auf der Tschad-Botschaft in Berlin. So mussten wir kurz vor Weihnachten noch umplanen. Wir entschlossen uns über die Westseite Afrikas nach Niger zu fahren. Das bedeutete für uns eine längere Fahrstrecke durch Afrika und die Umbuchung der Fähre. Da das Schiff nach Marokko erst am 29.12. in Barcelona ablegte, verloren wir zusätzlich einen Tag.
    Am 26.12.2007 kam mein Vater in Stuttgart an. Wir verlebten noch einige nette Tage mit Vorbereitungen in Sindelfingen. Täglich schauten wir auf der Webseite des Auswärtigen Amtes über Neuigkeiten und die Beschaffung der Visa für Mauretanien, Mali und Burkina Faso. Alles deutete darauf hin, dass man die Visa unproblematisch an den Grenzen bekommen würde. Für Mali wurde noch der Hinweis auf die Botschaft in Nouakchott gegeben.







    Tag 1: Samstag 29.12.2007



    Strecke von Sindelfingen nach Montpellier

    Die Reise beginnt am frühen Morgen. Ein letztes Telefonat mit meiner Mutter, das Auto wurde gepackt und die Verabschiedung zu Hause erfolgte dann doch recht kurz.
    Das Wetter war frostig. Bei leichten Minusgraden haben wir die Scheiben enteist. Raureif und Glätte in Deutschland verursachten bei uns Sehnsucht nach Wärme. Die Fahrt war eher unspektakulär. Kurz vor Montpellier haben wir ein Rallye Dakar Team aus Lettland überholt. Das "Feeling" mit der dazu gehörigen Euphorie erwachte in uns. Erinnerungen an unsere Reise 1983/84 kamen wieder, als wir live eine Zielankunft der damaligen Paris-Dakar miterleben konnten.

    Hotelübernachtung im Etap Hotel (55,-€/DZ mit Frühstück)





    Tag 2: Sonntag 30.12.2007



    Strecke von Montpellier nach Barcelona und Schiffspassage Richtung Tanger

    Man nächsten Morgen machten wir uns auf das letzte Teilstück in Europa auf. In Barcelona wartete die Fähre auf uns. Das Wetter war sonnig mit einem kühlen Wind. Zum Glück hatten wir keinen Regen oder Schnee.
    Am Hafen wartete bereits die Fähre, die aus Genua gekommen war. Ein weiteres Dakar-Team verliess das Schiff, es war ein italienisches Team und ein Versorgungsfahrzeug, das wir aber nicht zuordnen konnten.
    Die Fähre legte pünktlich um 15:45 in Barcelona ab und wir waren auf dem Weg nach Afrika.

    Die Übernachtung erfolgte auf Pullmannsitzen in einem Großraumabteil. Lärmende Kinder und Flöhe gab es gratis dazu.





    Tag 3: Montag 31.12.2007



    Schiffspassage von Barcelona nach Tanger

    Auf der Fähre haben wir dann Eliane und Jean-Paul, ein französisches Ehepaar, kennengelernt. Sie waren mit Medikamenten auf dem Weg nach Mali. Etwas unruhig erzählten sie uns von vier erschossenen Franzosen in Mauretanien und waren froh zusammen mit uns einen Großteil der Strecke zu fahren.
    Die Schiffspassage war sehr ruhig. Das Wetter war gut, wenn auch kühler Wind um die Ohren sauste. Den prächtigen Anblick von Gibraltar erlebten wir bei mittäglicher Sonne.
    Um 20:30 Uhr legten wir im Hafen von Tanger an. Vorher hatten wir geschlagene 3 Stunden vor dem Hafen warten müssen. Anschliessend hatten wir eine weitere sehr unerfreuliche Wartezeit im Hafen. Wegen fehlender Papiere/Stempel im Pass mussten wir 3 Stunden am Pier und noch 1 Stunde im Zoll durchhalten. Total durchgefroren konnten wir dann ca. 0:30h den Hafen von Tanger verlassen und zum Campingplatz fahren.

    Campingplatzübernachtung (10,- €/2 Personen incl. Auto)





    Tag 4: Dienstag 01.01.2008



    Strecke von Tanger nach Safi

    Auf dem Campingplatz trafen wir, wie verabredet, Eliane und Jean-Paul wieder. Die beiden hatten einen Toyota Landcruiser, BJ1988, kurzer Radstand und mit Hardtop. Der Zustand war mäßig.
    Die Fahrt war recht zügig. Aufgrund der vielen Radarkontrollen in Marokko sollte man auch nicht schneller als 100km/h fahren. In Safi nutzen wir einen riesigen Supermarkt (VISA-Karte) um noch frisches Obst, Wasser und einiges an Essen zu besorgen.
    Kurz hinter dem Supermarkt hielt uns ein netter Marokkaner an. Er erkannte unser Berliner Kennzeichen und erzählte von seinem Bruder und seiner Schwester in Berlin.
    O-Ton: „…Ihr kommt doch aus Berlin, ich liebe Berlin, mein Bruder lebt in Deutschland…“
    Er selber sei auch schon ein paar mal in Berlin gewesen und freue sich uns zu sehen. Sehr hilfsbereit eskortierte er uns zu dem Campingplatz.

    Campingplatzübernachtung (8,- €/2 Personen incl. Auto und warmer Dusche)





    Tag 5: Mittwoch 02.01.2008



    Strecke von Safi nach Tan-Tan

    Die Strecke nach Tan-Tan entlang der Atlantikküste war traumhaft. Leider hatten wir keine Zeit für eine Rast. Aber das läßt sich ja vielleicht 2010, wenn meine Eltern zurück nach Deutschland kommen, nachholen?!?
    Das Wetter wurde von Tag zu Tag wärmer. Jean-Paul hatte seine erste Panne. Sein Toyota qualmte immer mehr und er beklagte sich über Leistungsverlust. Mehr als 70 auf der Geraden konnte er nicht mehr fahren. Ich tauschte den Kraftstoffilter. Glücklicherweise hatte er noch einen Ersatzfilter dabei. So konnte im gewohnten Tempo (100km/h) die Reise weitergehen. Abends in Tan-Tan haben wir zum einen mit einer EC-Karte an einem Geldautomaten abheben können, zum anderen nutzen wir ein "Cybercafe" um eMails zu schreiben.

    Hotelübernachtung (10,-€/DZ, ging so, an der Hauptstrasse gegenüber von der Polizei, Autos vor dem Hotel auf der Strasse)








    Tag 6: Donnerstag 03.01.2008



    Strecke von Tan-Tan nach Dakhla

    Ab West-Sahara gab es zunehmend Polizeikontrollen. Immer wieder wurde uns die gleiche Frage gestellt: „…ou est votre fiche de renseignement…?“
    Wir hatten keinen entsprechenden Zettel, also mussten wir Pässe und Zulassung abgeben. Nach einigen Minuten erhielten wir alles wieder zurück. Irgendwann erfuhren wir, dass man auch Passkopien oder einen selbstgeschriebenen Zettel mit den persönlichen Daten incl. Einreisedatum/Stempelnummer von Tanger abgeben konnte. Das sparte nicht nur Nerven, sondern vor allem auch Zeit.
    Wir halfen einem heimischen Busfahrer mit Wasser für seinen Motor aus. Ihm war ein Kühlwasserschlauch geplatzt.
    Ca. 40km abseits der Route mussten wir auf einer Halbinsel übernachten. Vorher hatten wir erfahren, dass es keine andere Möglichkeit geben würde. Belohnt wurden wir mit einer tollen Landschaft. Die weiße Flotte (Campingautos aus ganz Europa) hat die Gegend fest im Griff.
    In der Stadt gab es ein umfangreiches Gemüseangebot. Wir kauften frische Karotten als Marschverpflegung für die nächsten Tage.

    Campingplatz (vor Stadteinfahrt auf der linken Seite, 6,-€/2 Personen und Auto, funktionierende kalte Dusche)








    Tag 7: Freitag 04.01.2008



    Strecke von Dakhla bis 175km v. Nouakchott

    Die Halbinsel versank nachts und am folgenden Morgen im dichten Nebel. Der Nebel war so stark, dass das Zelt von aussen tropfnass war. Auch der Versuch es mit Handtüchern zu trocknen schlug fehl.
    Die ersten Stunden fuhren wir nur im Nebel und erlebten so eine wirklich sehenswerte Wüstenlandschaft.
    Dann näherten wir uns am Mittag dem Grenzübergang nach Mauretanien. Zoll und Papiere wurden recht schnell abgehandelt. Anschliessend mussten wir noch einmal über eine Stunde warten, bis zum letzten mal unsere persönlichen Daten aufgenommen wurden.
    Wir hatten nach 4 Tagen Marokko verlassen und fuhren auf einer ca. 4km langen Buckelpiste mit tiefen Schlaglöchern und großen Steinen Richtung Mauretanien. Vor der Grenze warteten bereits 4 deutsche und ein spanisches Fahrzeug. Es war 13:00Uhr und vor 15:00Uhr würde wegen dem "heiligen Freitag" keiner arbeiten. Glücklicherweise wurden aber schon einige Formalitäten abgewickelt. Das Visum erhielten wir dann problemlos an der Grenze.
    Man sollte keinen billigen Kraftstoff aus Marokko in Reservekanistern mitnehmen. Dieser wird incl. Reservekanister abgenommen. Netterweise darf man vorher noch alles in sein Fahrzeug kippen was geht. Ausserdem ist das Einreisen mit Alkohol problematisch. Unsere halbvolle Rotweinflasche wurde als Magenmittel akzeptiert. Die Medikamentenwünsche, Schmerz- und Magenmittel, konnten erfüllt werden und dienten als Beschleunigungsfaktor.
    Versicherung für Fahrzeug sollte unbedingt vor Ort abgeschlossen werden (€ 10,-). Wegen einem Mißverständnis hatten wir keine. Dieses wurde uns später bei einer Polizeikontrolle zum Verhängnis und kostete uns 20,-€ Strafe.
    Hinter der Grenze fährt man eine Weile an einer Eisenbahnstrecke vorbei. Auf dieser Strecke fährt der längste Zug der Welt. In der Regel wird dieser ca. 2,5km lange, mit 21.000 Tonnen Eisenerz gefüllte Zug von bis zu 4 Dieselloks gezogen. Nur wenige Meter neben dem Zug bebte die Erde und so wurde das Filmen und Bildermachen zu einem richtigen Erlebnis. Nach knapp 2 Minuten verschwand der Koloß, wie er gekommen war, in einer Staubwolke. -Herzklopfen- Wahnsinn und was für ein Glück, dass wir einen der drei täglichen Züge sehen konnten.
    Wenig später wurde der Toyota von Jean-Paul langsamer. Er klagte über steigende Kühlwassertemperatur. Vorsichtig öffneten wir das Kühlsystem und füllten Wasser nach. Durch die Wartezeit an der Grenze und dem Wasserverlust hatten wir soviel Zeit verloren, dass wir es nicht mehr bis Nouakchott schafften. Etwa 175km vor Nouakchott übernachteten wir auf einem privatem Gelände bei einer Hütte neben der Hauptstrasse.

    Zeltübernachtung (12€/2Personen, 175 km vor der Hauptstadt, Fahrt im Dunkeln zu gefährlich)











    Tag 8: Samstag 05.01.2008



    Strecke von 175km v. Nouakchott nach Aleg

    Wir sind zeitig aufgestanden um möglichst früh auf die Botschaft von Mali zu kommen. Unsere Hoffnung war noch vor dem Mittag das Visum zu erhalten, um dann vor der Dunkelheit unser Etappenziel Aleg zu erreichen. Gegen 9:00Uhr standen wir vor der geschlossenen Botschaft. Der Wachmann telefonierte auf unsere Bitte mit einem Angestellten, der dann auch bereit war für ein "Samstagszuschlag" die Visas auszustellen. 3,5h Stunden später hatte seine Exzellenz die Unterschrift geleistet und wir konnten uns auf den Weg machen. Eliane und Jean-Paul warteten die gesamte Zeit geduldig auf uns.
    Als wir mit den Visas aus der Botschaft kamen, unterhielten sich die beiden gerade mit einem anderen Pärchen. Wir erfuhren von der Absage der Dakar-Rallye, entschieden aber trotzdem noch bis nach Aleg zu fahren.
    Die Strassen, die teilweise eingesandet und mit Caterpillar wieder freigelegt wurden, waren sehr gut und ließen eine hohe Reisegeschwindigkeit zu.
    In Aleg angekommen haben wir süd-östlich oberhalb der Stadt, hinter Funkantennen, das Hotel Lemdina angesteuert. Das Hotel ist erst zwei Jahre alt und weisst neuwertiges Inventar auf. Hier erfuhren wir, dass es in Nouakchott aufgrund der Rallye Absage zu Ausschreitungen gekommen sei. Angeblich wurde eine Engländerin erschossen, was wir aber nicht bestätigen können. Uns gegenüber waren die Leute sehr freundlich, aber auch sehr enttäuscht.
    Abends habe ich dann das Thermostat von Jean-Paul`s Toyota ausgebaut. Zeitgleich versuchten mein Vater und Jean-Paul mit einem Satellitentelefon der Franzosen eine Verbindung nach Hause herzustellen. Es blieb leider bei dem Versuch und so verstrich der dritte Tag ohne eine Nachricht von uns. Wir hatten seit Tan-Tan nicht mehr die Möglichkeit gehabt uns bei unseren Familien zu melden.

    Hotelübernachtung im Hotel Lemdina (40,-€/DZ, Küchenbenutzung extra)








    Tag 9: Sonntag 06.01.2008



    Strecke von Aleg nach Ayoûn

    Nach einer sehr erholsamen Nacht und einer Dusche am Morgen machten wir uns nach Ayoûn auf. Auf diesem Streckenabschnitt wurden die 4 Franzosen am 24.12.2007 erschossen und dort bemerkte mein Vater bei unseren französischen Freunden einen schleichenden Platten am Auto. Etwas unwohl war mir schon aber das legte sich recht bald. Die Aufregung um den Platten und vor allem der ungewohnte Umgang mit dem High-Lift ließen wenig Zeit zum Nachdenken. Die Montage verlief aber ohne weitere Probleme und wir konnten recht bald weiter fahren.
    Auf der Strecke erlebten wir einen Sandsturm und ziemlich versandete Abschnitte. Wir mussten auch mehrere Kilometer auf einer unbefestigten Straße zurück legen, da die Hauptstrasse neu gebaut wurde.
    Am letzten Polizeiposten vor Ayoûn erwischte es uns dann mit der fehlenden Versicherung. Alle Diskussionen halfen nichts und wir mussten eine Strafe von umgerechnet 20.-€ zahlen. In der Zwischenzeit entdeckte Jean-Paul eine Ölleckage links an der Vorderachse. Der Simmering war undicht und somit lief das VA-Öl über die Lagerung auf die Bremse und den Reifen. In der Stadt machten wir uns sofort auf die Suche nach einer Werkstatt und Ersatzteilen,was glücklicherweise nicht lange dauerte. Der Schaden konnte innerhalb von 1,5h behoben werden. Die Kosten, incl. Dichtungen, Bremsflüssigkeit und Kleinteile, beliefen sich auf grandiose 70,-€. Somit stand unserer gemeinsamen Weiterfahrt nichts im Wege.

    Hotelübernachtung im Hotel Ayoûn (25,-€/DZ, schlicht, sehr kalte Nacht ohne vernünftige Decken, ohne Dusche)











    Tag 10: Montag 07.01.2008



    Strecke von Ayoûn nach Bamako

    Gleich zu Beginn der Fahrt bemerkte Jean-Paul eine fehlende Bremsleistung. Die Bremsen waren am Vorabend wohl nicht richtig entlüftet worden, was wir umgehend nachholten. Zum Glück hatten wir abends noch die Bremsflüssigkeit mitgenommen.
    Vor der Grenze zu Mali erwischte es uns noch mal mit der fehlenden Versicherung. Dieses mal musste die beiden Franzosen eine Strafe von umgerechnet 10,-€ zahlen. Der Grenzübergang an sich verlief unproblematisch. Schnell und freundlich wurden wir abgefertigt und konnten unsere Fahrt Richtung Bamako fortsetzen. Hinter der Grenze haben wir dann gleich eine Versicherung für die Autos abgeschlossen. Den Zollzettel mussten wir zusätzlich noch in der Polizeistation abstempeln lassen, die sich direkt hinter den Versicherungsbüros befand.
    In fast jedem Dorf in Mali sind AIDS-Plakate mit Aufschriften wie „…in unserem Dorf 100% HIV-Testung durchgeführt!..." aufgestellt. Auch die grosse Schilder "Überladung von Lkw’s verboten" an den Ortseingängen fallen sofort ins Auge. Wir erreichten ohne weitere Vorkommnisse Bamako. Dort herrscht überraschenderweise sehr dichter Verkehr, wobei uns unser Kompaß als Orientierungshilfe diente. Gegen 20:00Uhr tauschten wir Geld in einer Western Union Filiale. Ein erneuter Versuch uns, diesmal per öffentlichem Telefon, zu Hause zu melden, schlug wieder fehl. Die Hoffnung auf ein Cybercafe blieb ohne Erfolg. Etwa 1/2 Stunde entfernt "irgendwo bei der Kirche" würde wohl eines sein, aber genau sagen wo konnte uns keiner.
    Wir verlebten den letzten Abend mit unseren beiden neuen Freunden Eliane und Jean-Paul. Sie erwiesen sich als perfekte Reisebegleiter. Immer freundlich und gut gelaunt, stets pünktlich und ohne unnötige Pausen während der gesamten Fahrt. Wie schon von Anbeginn der gemeinsamen Reise haben wir auch an diesem Abend sehr viel gelacht und konnten so das lauwarme Abendbrot genießen. Es gab Rindfleischsuppe mit Kartoffeln und Brot. Dafür war das Castell-Bier und die Cola schön frostig kalt. Wir saßen noch eine ganze Weile in dem Lokal gegenüber von den Soeurs (unser Nachtquartier) und ließen die gemeinsame Zeit Revue passieren. Der Abschied viel schwer, hatten wir uns doch sehr an die beiden gewöhnt.

    Übernachtung bei den Soeurs (Av 361, zentral gelegen, Gemeinschaftszimmer, 15,-€/2 Personen incl. Stellplatz im Hof)











    Tag 11: Dienstag 08.01.2008



    Strecke von Bamako nach Ouagadougou

    Früh morgends brachen wir, ohne die beiden Franzosen, Richtung Ouagadougou auf. Hinter der Stadt verpaßten wir die richtige Abzweigung und mussten somit über Sikasso fahren. Laut unserer Michelin-Karte sollte die andere Strasse besser sein. In Bougouni konnten wir uns endlich bei unseren Angehörigen melden.Nach einem gescheiterten Internetversuch gelangen uns die Telefonate im benachbarten Laden, der ein öffentliches Telefon besitzt. Zudem hatten wir die Möglichkeit genutzt, in einer Bank Geld zu tauschen und konnten so recht unbeschwert die Reise fortsetzen. Laut unserer Karte sollte der Abschnitt zwischen Bougouni und der Grenze zu Burkina Faso gut sein, was sich aber in der Realität als eine ziemlich löchrige Piste herausstellte.
    Der Grenzübergang (bei Koloko) nach Burkina Faso und das fehlende Visum waren überhaupt kein Problem.
    Die als „schlecht“ bezeichnete Strecke hinter der Grenze bis nach Bobo-Djoulasso erwies sich als gute Teerstrasse. Am späten Nachmittag erreichten wir Ouagadougou. Eigentlich wollten wir bei den Soeurs, wo wir auch Geld getauscht haben, übernachten. Da sie aber ausgebucht waren, verwiesen sie uns auf die Frères.

    Übernachtung bei den Frères (zentral bei der Kathedrale, Einzelzimmer mit Dusche, gepflegt und sauber, 6,-€/Einzelzimmer, Fahrzeug im Hof)





    Tag 12: Mittwoch 09.01.2008



    Strecke von Ouagadougou nach Niamey

    Auf dem Tagesplan stand die Grenzüberquerung in den Niger und der Besuch der Nigerianische Botschaft in Niamey. Wie schon an den letzten Grenzen gab es auch hier keinen größeren Probleme. So kam es dann auch, dass wir am frühen Nachmittag über die Kennedy Brücke fuhren. Wir überquerten also zum zweiten mal den Niger. Der Fluß hatte deutlich an Größe zugenommen. In Niamey angekommen, beauftragten wir einen Taxifahrer uns zu der Nigerianischen Botschaft zu bringen. Dort erfuhren wir, dass nur Dienstags und Donnerstags, jeweils von 10:00 - 13:00 Uhr, Visa ausgestellt werden. Ein Blick auf den Kalender und wir spürten Erleichterung. Heute war Mittwoch und somit konnten wir am nächten Tag die Visas bekommen. Wir erhielten die Anträge und Informationen was alles für die Ausstellung der Visa benötigt wird.
    In unserem Reiseführer war ein Campingplatz an der Strasse nach Gao vermerk, den wir auch problemlos fanden. Gegenüber vom Campingplatz war ein Markt und somit die Möglichkeit uns mit frischem Obst, Wasser und Essen einzudecken. Nach unserem Abendessen bekamen wir von einer jungen Dame ein sehr direktes Dienstleistungsangebot, dass wir dankend ablehnten.

    Campingplatz Camping Touristique/Yantala (12,-€/2 Personen und Auto, Dusche und WC hatten eigenen Schlüssel)








    Tag 13: Donnerstag 10.01.2008



    Strecke von Niamey nach Madaoua

    Am Donnerstag konnten wir ganz entspannt aufstehen und sind um 8:00 auf die Botschaft gefahren. Wir hatten die Hoffnung das Visum vielleicht doch früher zu bekommen, was jedoch nicht gelang. Die zuständige Dame kam pünktlich um 10:00Uhr in die Botschaft. Die Ausstellung selber dauerte gerade mal eine halbe Stunde. Die Kosten pro Visum haben uns dann aber umgehauen. Stolze 100,-€ kostet ein Transitvisum.
    Mit den neuen Visas im Pass machten wir uns dann auf den Weg Richtung Maradi. Wir passierten den schlechtesten Straßenabschnitt auf unserer Reise und verpassten daher auch unser Etappenziel (Maradi) um 160km. Es waren einfach zu viele und zu tiefe Schlaglöcher im Asphalt und so mussten wir ca. 80km hinter Birnin-Konni in Madaoua übernachten. Dort hatten wir etwas Mühe unser Geld zu tauschen. Erst wollte keiner die Euros, bzw. US-Dollar akzeptieren. Irgendwann konnten wir dann doch jemand überreden, erhielten aber einen sehr schlechten Umtauschkurs für unsere Euro.

    Hotelübernachtung im Hotel-Z (10,-€/DZ, eher ein Puff, direkt an der Hauptstrasse, ohne Dusche, Fahrzeug im Hof)





    Tag 14: Freitag 11.01.2008



    Strecke von Madaoua nach Potiskum

    Nach einer sehr unangenehmen Nacht, die Betten waren ein Albtraum, machten wir uns sehr früh auf den Weg. Heute würden wir, nach fast 22 Jahren, wieder Nigeria betreten. 1984 konnten wir, auf Grund eines Militäputches, nicht an diesem Grenzübergang einreisen. Unsere Autos mussten wir damals nach Togo bringen und dort stehen lassen. Später haben wir sie dort verkauft.
    Dieses mal war alles anders. Am Grenzübergang herrschte eine sehr freundliche und entspannte Atmosphäre. Die typische Frage „…what did you bring for me…“ konnte genauso typisch mit „greeting from our tribe“ beantwortet werden. War das schön endlich wieder diese Sätze sprechen zu können. Als „Carnet de Passage“ für das Auto wurde das selbst gemachte „Ordre de Mission“ aus dem Tschad akzeptiert und rückseitig gestempelt. Angenehm war auch, dass hier keine Extrakosten angefallen sind.
    Doch dann traf es uns hart, denn in Nigeria gibt es kein Diesel. Die meisten Tankstellen sind entweder geschlossen, ohne Funktion oder schlicht ohne Kraftstoff. Vor den Tankstellen mit Kraftstoff bildeten sich lange Warteschlangen. Das nächste Problem war die Wechselmöglichkeit. Keiner wollte Euros oder US-Dollar mit uns tauschen. Unsere restlichen FCFA wurden gegen einen sehr miesen Wechselkurs getauscht. So konnten wir an einer Buschtankstelle für umgerechnet fast 2€/l tanken.
    Im nächsten Ort fanden wir endlich eine richtige Tankstelle und eine Geldwechselmöglichkeit. So verloren wir fast 2 Stunden mit der Suche nach Geld und Diesel. Aber es ging endlich weiter Richtung Kano. In Kano angekommen fiel als erstes der Smog auf, dazu kommt noch der dichte Verkehr und die fehlende Beschilderung. Hier half wieder der Kompaß. Die Ringautobahn um die Stadt war auf keiner Karte vermerkt. Alles in allem eine sehr unangenehme Stadt, in der wir auch unseren einzigen, wenn auch sehr kleinen, Unfall hatten. Ein PickUp war beim links Abbiegen mit seinen Brettern auf der Ladefläche gegen unseren linken vorderen Kotflügel gekommen. Resultat: eine kleine Schramme und etwas gesplittertes Plastik der Radhausverkleidung.
    Die Strasse hinter Kano war etwas löchrig. Abends erreichten wir Potiskum.

    Guesthouse Übernachtung (20,-€/DZ, Stellplatz im Hof, Strom wurde nachts abgestellt, kein fließend Wasser, aber gute Unterbringung)





    Tag 15: Samstag 12.01.2008



    Strecke von Potiskum nach Pala

    Der letzte Tag unserer Reise brach an. In Nigeria war die Landschaft eher eintönig. Halbwüste und schlechte Sicht durch den Hamatan erschwerten das Fahren. Die letzten 30km vor dem Grenzübergang nach Kamerun gab es quasi keine Strasse mehr. Tiefe und breite Löcher im Asphalt ließen keine höheren Geschwindigkeiten zu. Der Grenzübergang in Banki liegt sehr unübersichtlich mitten im Dorf. In Kamerun erhielten wir ein kostenloses 3-Tage Transitvisum. Die obligatorische Versicherung haben wir gleich im Dorf an der Grenze abgeschlossen. Kurz vor dem Ortsausgang befindet sich der Zoll. Nach Erledigung der Formalitäten fuhren wir weiter Richtung Mora. Hier war die Piste auch nicht wirklich vorhanden. In der Regenzeit ist dieser Steckenabschnitt mit dem Grenzübergang in Banki nicht zu empfehlen.
    Die Strassen bis nach Figuil waren durchwachsen, aber gut zu passieren. In Figuil war der Abzweig zu unserem letzten Grenzübergang der Reise: der Übergang in den Tschad. Am Grenzübergang halfen wieder diverse Schmerztabletten und Illustrierte bei den Formalitäten. Recht schnell konnten wir uns dann auf die letzten 80km der Reise machen. Eine passable Sandpiste führte uns bis nach Pala. Um 20:30Uhr erreichten wir Pala und somit unser Ziel.











    Daten der Reise:

    Reisedauer : 15 Tage
    zurückgelegte Strecke per Auto : 8.818,5 km
    zurückgelegte Strecke per Fähre : ~1.000 km
    durchschnittlicher Verbrauch (Diesel) : 12 l/100km
    durchquerte Länder : 11
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Spanien
  • Marokko (incl. West-Sahara)
  • Mauretanien
  • Mali
  • Burkina Faso
  • Niger
  • Nigeria
  • Kamerun
  • Tschad



  • Kosten der Reise:

    2x Flugticket Tschad / Deutschland (je 1.000€) : 2.000€
    Fähre (2Personen + Auto) von Barcelona - Tanger : 300€
    Kraftstoffkosten : 950€
    Übernachtungskosten : 250€
    Visakosten (incl. Boten und Bearbeitungsgebühr) : 800€
    Verpflegung : 200€

    Gesamtkosten für 2 Personen : 4.500€

    Visum für Niger in Berlin und für Tschad (für Till wurde ein Einladungsschreiben verlangt) in Brüssel beantragt. "Autorisation de Passage" von der Botschaft Niger in Berlin für 25,-€ verlangt, wurde nie vorgezeigt/erfragt. "Carnet de Passage" vom ADAC in Berlin wurde nur im Tschad abgestempelt, die anderen Länder stellten ein "Laissez-Passer" gegen Gebühr selber aus. Kosten bis zu 20,-€.



    Nach einer guten Woche bin ich dann am Freitag Morgen mit meiner Mutter nach N'Djamena gefahren. Um 0:00Uhr hob ich dann ab, um 6 Stunden später in Paris zu landen. Müde von dem Flug wartete ich in dem recht unübersichtlichen Flughafen auf meinem Anschlußflug nach Stuttgart.